37
anderen aber nur 95 Centurien enthielten. ^Jn die erste
Klasse kamen diejenigen Bürger, deren Vermögen in jenen
Zeiten über 100,000 Asse (etwas über 4000 Fl.) betrug, in
der letzten oder sechsten Klaffe waren die Vermögenslosen (ca-
pite censi).
Unter den 98 Centurien der ersten Klasse waren 18 Cen-
turien der Ritter (equites), ursprünglich zum Reuterdienste
bestimmt, miteinbegriffen. Später bildete sich aus diesen Rit-
tern ein eigener Stand (ordo equester), zwischen dem Senate
und Volke in der Mitte stehend, der durch manche Vorrechte
und durch seinen Reichthum großen Einfluß übte. Uin in den
Ritterstand ausgenommen zu werden, war ein Vermögen von
400,000 Sestertien (gegen 17,000 Fl.) erforderlich. —
Auf diese Klasseneintheilung der römischen Bürger nach
dem Vermögen war auch das Maaß ihrer politischen Rechte
und Wichten, wie Bewaffnung, Kriegsdienst u. s. w. gegrün-
det; durch sie wurde auch das ganze Volk zu einer Ver-
sammlung (comitiis centuriatis) vereinigt. Diese Centurien-
Versammlung war eigentlich im Besitze der höchsten Gewalt
in Rom; denn in ihnen wurden alle höhere Magistrate ge-
wählt, Gesetze gegeben, Gericht gehalten u. s. w.
Auch als Krieger zeichnete sich Servius Tullius aus;
er brachte Rom an die Spitze des lateinischen Städtebundes
(feriae latinae). Doch alle diese Verdienste schützten den
Wohlthäter des Volkes nicht gegen den Haß der Patricier
und den Ehrgeiz seines Schwiegersohnes Lucius Tarqui-
nius und seiner entarteten Tochter Tullia. Er siel als ein
Opfer ihrer Verschwörung, (vicus sceleratus).
7) Lucius Tarquinius Superbus, oder der Tyrann,
erbaute das Capitolium, die Burg Roms, mit dem drei-
fachen Tempel des Jupiter, der Juno und Minerva.
Unter der Cella des Jupiters wurden die sibyllinischen Bücher
(Sibyllen waren wahrsagende Weiber) aufbewahrt. Sie ent-
hielten theils Vorhersagungen, theils Rathschläge und Vor-
schriften, wie man sich in verschiedenen Lagen benehmen solle,
und hatten den größten Einfluß auf die Römer, indem man
sie bei allen wichtigen Angelegenheiten um Rath fragte. —
Eroberung von Gabii durch eine List des Sextus Tar-
quinius. Übrigens regierte Tarquinius gewaltthätig und
willkürlich; es entstand deßwegen allgemeiner Haß gegen ihn,
der endlich durch diefrevelthat seines Sohnes Sextus Tar-
quinius an der edlen römischen Frau Lucretia während
der Belagerung von Ardea in offene Empörung ausbrach.
L. Junius Brutus, P. Valerius Publicola und
Andere riefen das Volk zur Rache und Freiheit auf, und
Beck, Lehrd. der allgem. Geschichte. Ir Cursus.
4
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen]]
Tarquinius sammt seinem verhaßten Geschlechts ward ver-
bannt 510. (Regifugium oder fugalia am 24. Februar ge-
feiert).
Rom als Republik von 510 — 31 vor Christus.
§. 29.
Roms Kämpfe gegen die vertriebenen Larquinier.
Nach Vertreibung der Könige ging deren Gewalt fast unge-
schmälert auf 2 jährliche Con su ln über, die vom Senate aus
den Patrie Lern gewählt wurden, und an der Spitze desselben die
Republik regierten. Die ersten Consuln waren Junius Brutus
und Tarquinius Collatinus 509.
Der vertriebene König suchte theils durch eine geheime Ver-
schwörung in Rom (Brutus und seine Söhne), theils durch Auf-
reizung der Nachbaren Roms, seine Herrschaft wieder herzustellen.
Am gefährlichsten war der Krieg gegen Por sen na, Lucumo oder
Fürst von Clusium in Etrurien,^ der sich des Tarquinius an-
nahm. Porsenna schlug die Römer, und eroberte den Janicu-
lus, d. i. die Burg am rechten Ufer der Tiber, welche den Zu-
gang zur Brücke vertheidigte. Rom wäre verloren gewesen, hätte
nicht Horatius Cocles heldenmüthig die Brücke vertheidigt, bis
sie abgebrochen war. Nun ward die Stadt belagert, und selbst die
Aufopferung des Mucius Scävola konnte sie nicht retten. Sie
mußte sich, vom Hunger genöthiget, an Porsenna ergeben; machte
sich aber bald wieder frei, als dieser anderwärts geschlagen wurde.—
Als bald darauf Tarquinius sämmtliche Lateiner gegen die Rö-
mer aufreizte, führten diese nach dem Beispiele mehrer Städte die
Dictatur ein, eine Würde, durch welche in schwierigen Zeiten un-
umschränkte Gewalt in die Hände eines Einzigen, jedoch nicht über
ein halbes Jahr, gelegt wurde. Der erste Dictator war Titus
Lartius im zehnten Jahre nach Vertreibung der Könige. Die
Lateiner wurden bald darauf am See Regillus besiegt; Tarqui-
nius verlor hier auch den letzten seiner Söhne, und ging nun hoff-
nungslos nach Cumä in Unteritalien, wo er starb.
8. 30.
Die Plebejer erringen eine Stellvertretung in dem Tribunat.
Mit dem Tode des Tarquinius hörte auch die von der Klug-
heit gebotene milde Behandlung der Plebejer durch die Patricier
auf. Diese mißbrauchten vielmehr von nun an ihren Reichthum
und ihre Macht zu schnöden Mißhandlungen der Plebejer. Dadurch
wurden im Innern Roms zwischen den beiden Ständen Bewegun-
gen und Kämpfe erregt, die fast 200 Jahre dauerten, und die vor
Allem dazu beitrugen, Roms Verfassung zu vervollkommnen, durch
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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64
der Künste und Wissenschaften einen Glanz um sich, den die Ver-
worfenheit seiner nächsten Nachfolger noch mehr erhöhte.
Unter den vielen Kriegen, die unter Augustus geführt wur-
den, sind besonders die gegen die Teutschen wichtig. Die Römer
waren unter Drusus, des Augustus Stiefsohn, bereits bis zur
Weser und Elbe vorgedrungen, und hatten viele germanische
Stämme abhängig gemacht. Da erhoben sich die Teutschen unter
Armin (Hermann), einem Edlen der Cherusker, und erschlugen
den unbedachtsamen Quinctilius Varus sammt seinen Legionen
im Teutoburger Walde (9 nach Ehr.). Von dieser Zeit an
wachten die Römer keine ernstlichen Versuche mehr, Teutschland zu
unterwerfen, und suchten nur den südwestlichen Theil durch Mauer
und Graben zu schützen.
Der sonst so glückliche Augustus war in seiner eigenen Fa-
milie sehr unglücklich. Alle seine näheren Verwandten (seine Toch-
ter Julia mit ihren Söhnen C. und L. Cäsar) wurden, wie es
hieß, auf Anstiften seiner ränkevollen dritten Gemablinn, der Li via,
aus dem Wege geräumt, damit ihr eigener Sohn Tiberius Clau-
dius Nero, den Augustus adoptirte, seinem Stiefvater Nachfolge.
So kam, als Augustus zu Nola (14nachchr.) starb, das in der
ganzen römischen Geschichte durch Stolz und grausame Härte aus-
gezeichnete Geschlecht der Claudier zur Alleinherrschaft über Rom.
(14 — 68).
1) Tiberius (14 — 37), war ein Mensch voll Verstellung und
menschenfeindlicher Grausamkeit. Er nahm dem Volke die
Comitien, undverurtheiltedurch die schrecklichen judica ma-
je s t a t i s, die sogar über Worte, Mienen und Gedanken richten
sollten, einen Jeden, der ihm verdächtig war. Während sein
Günstling Sejanus, der Praefectus praetorio, in Rom
unumschränkt regierte, zog sich der finstere Tyrann auf die
Insel Capreä im Meerbusen von Neapel, zurück, und er-
gab sich dort abscheulichen Gelüsten. Auf seiner Rückkehr ward
er wahrscheinlich erstickt.
2) C. Cäsar Caligula (37 — 41), Sohn des edlen Germa-
nien s, und von Tiberius adoptirt, war offenbar wahn-
sinnig; denn nur so läßt sich sein Wunsch, daß das ganze
römische Volk nur einen Hals haben möchte, um es leichter
hinrichten zu können; die Erhebung seines Pferdes zur consu-
larischen Würde; sein Verlangen, als Gott verehrt zu werden
u. s. w., erklären. Nach seiner Ermordung riefen die Präto-
rianer seinen Oheim
Z) Tib. Claudius (41 — 54) zum Kaiser aus, einen blödsin-
nigen Mann, der ganz das Werkzeug seiner durch Schandta-
ten und Verbrechen berüchtigten Frauen war, der Messa-
lina, und nach deren Hinrichtung, der Agrippina, die ihn
vergiftete, um ihren Sohn erster Ehe,
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Extrahierte Personennamen: Augustus Drusus Augustus Hermann) Varus Augustus Julia L._Cäsar Cäsar Tiberius Augustus Augustus Tiberius Günstling_Sejanus C._Cäsar_Caligula Cäsar Tiberius Claudius_( Agrippina
65
4) Tiber. Clcrud. Nero (54 — 68) auf den Thron zu erhe-
den. Von dem Philosophen Sen ec a erzogen, regierte Nero
anfangs löblich, so lange er sich von diesem und von seiner
Mutter leiten ließ. Bald aber kam seine böse Gemüthsart,
durch Höflinge noch mehr verdorben, zu einem solchen Grade
von Verworfenheit, daß man viele seiner Verbrechen einer Art
von Wahnsinn, der oft der Begleiter vollendeter Bosheit wird,
zuschreiben muß. So mordete er seine eigene Mutter, seinen
Lehrer Sene ca, und viele andere ausgezeichnete Männer,
die ihm im Wege standen. Er zündete Rom an und ver-
folgte die Christen auf's grausamste, als angebliche Urheber
des Brandes (64). In dieser Verfolgung kamen auch die
Apostel Petrus durch's Kreuz, und Paulus durch'sschwert
um. — Von Gewissensbissen verfolgt, wollte der Tyrann sich
dadurch Ruhe verschaffen, daß er öffentlich als Sänger und
Schauspieler auftrat. Endlich brachen von allen Seiten Em-
pörungen gegen ihn aus. Er floh, von Allen verlassen, aus
Rom und ließ sich von einem Freigelassenen tödten (68).
§. 50.
Die Flavier.
Mit Nero starb das Haus des Cäsar und Augustus aus;
aber der Name Casar oder Kaiser verblieb auch den folgenden
Imperatoren. Von jetzt an rissen die Soldaten bald gänzlich das
Wahlrecht der Imperatoren an sich. So erhoben und verstießen sie
68 und 69 schnell nach einander drei Imperatoren, Galba, Oth.o
und Vitellius. Gegen den letzten, der sich durch nichts als durch
thierische Gefräßigkeit auszeichnete, behauptete sich endlich
T. Flavius Vespasianus (69 — 79), den die syrischen Le-
gionen zum Imperator ausriesen. Dieser edle Mann stellte durch
eine^ weise und sparsame Verwaltung Ruhe und Ordnung in dem
zerrütteten Staate wieder her; besoldete zuerst öffentliche Lehrer und
that viel für Künste und Wissenschaften, besonders für die Baukunst
(Colosseum, ein Amphitheater für 87,000 Zuschauer). — Sein
Sohn Titus vollendete den blutigen Krieg gegen die empörten
Juden durch Eroberung und Zerstörung Jerusalems (70). Von
dieser Zeit an zerstreuten sich die Juden in alle Länder.
Titusflavius, der seinem Vater von 79 — 81 folgte,
zeigte, zur höchsten Macht gelangt, eine Selbstbeherrschung und eine
Gute des Herzens, welche ihm den schönen Namen: Die Liebe
und Wonne des menschlichen Geschlechts (amor- et deli-
ciae generis humani) erwarb. Der Tag schien ihm verloren, an
welchem er nichts Gutes gethan (dlem pendidi). Verschüttung
der Städte Pompeji und Herculanum durch einen schrecklichen
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Extrahierte Personennamen: Apostel Petrus Paulus Cäsar Augustus Galba T._Flavius_Vespasianus Titus
66
Ausbruch des Vesuv im Jahre 79. — Ganz ihm unähnlich war
sein Bruder und Nachfolger
Flavius Domitianus (81 — 96), der aus einem muthwil-
ligen Fliegentödter in seiner Jugend ein unmenschlicher und feiger
Tyrann wurde, den seine eignen Vertrauten endlich tödteten.
§- 51.
Glücklichste Zeit des römischen Kaiserreiches.
Coccejus Nerva (96 — 98), ein ehrwürdiger Senator, der
nach Domitians Ermordung auf den Thron erhoben ward, eröff-
net eine Reihe vortrefflicher Fürsten, unter denen Rom etwa 80
Jahre lang die glücklichste Zeit unter den Kaisern genoß. Nerva
adoptirte den Spanier
Ulpius Trajanus (98 — 117), der als Regent, als Feld-
herr und Mensch so ausgezeichnete Eigenschaften vereinigte, daß man
ihn den »Besten« (opllmus) nannte, und der Senat den folgen-
den Kaisern zurief: felicior Augusto, melior Trajano. Trajanus
stellte, soweit es nach den Verhältnissen der Zeit möglich war, die
alte Verfassung wieder her; gab dem Volke die Comitien und die
Wahl seiner Magistrate wieder und unternahm nichts ohne Bera-
thung des Senates. Vor Allem gab er selbst das schönste Beispiel
des strengsten Gehorsams gegen die Gesetze und unermüdlicher Thä-
tigkeit. Dem Praefectus praetorio übergab er das Schwert mit
den Worten: »Für mich, wenn ich gut, gegen mich, wenn ich schlecht
regiere.« Auch als glücklicher Krieger zeichnete er sich aus durch Er-
oberung von Dacien und durch seinen Zug gegen die Parther
bis jenseits des Euphrat. Seine Siege verewigt die 114 Fuß
hohe eolumna Trajani. Ihm folgte sein Adoptivsohn
Alius Hadrianus (117 —138), ein Mann von großen
Eigenschaften, obgleich manche Fehler, wie kleinliche Eitelkeit, gelehrt
zu scheinen, und Neigung zum Jähzorn ihn oft ^u grausamer Härte
verleiteten. Friedliebend und seine ganze Thatigkeit dem inner»
Wohle des Staates widmend, gab er die Eroberungen Trajans,
jenseits des Euphrat, wieder auf, durchreisete in 15 Jahren alle
Provinzen des Reiches größtentheils zu Fuß, beförderte mit vieler
Liebe Künste und Wissenschaften (Atlienaeum), und legte allent-
halben großartige Bauten an (nioles Hackriani, die jetzige Engels-
burg, eigentlich sein Grabmal). Ihm folgt der von ihm adoptirte
Antonius Pius (138 — 161), dem seine ausgezeichnete Tu-
gend und geräuschlos wohlthätiges Wirken eine solche Liebe und
Verehrung erwarben, daß ihn das Volk palen patriae nannte, und
selbst indische Fürsten ihre Streitigkeiten zur Entscheidung ihm vor-
legten. Er und sein Nachfolger
Marcus Aurelius Antoninus Philosophus (161 —
180) sind die edelsten der römischen Kaiser. Marc Aurel (sein
. .
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Extrahierte Personennamen: Flavius_Domitianus Coccejus_Nerva_( Trajanus Alius_Hadrianus Antonius Marcus_Aurelius_Antoninus_Philosophus Marc_Aurel
67
ihm unähnlicher Schwiegersohn und Mitregent L. Verus starb 169)
hatte frühzeitig gelernt, den Körper ganz dem Geiste, und die Lei-
denschaften der Vernunft zu unterwerfen. Äußerst strenge gegen sich
selbst, war er vielleicht nur zu nachsichtig gegen böse Menschen.
Das ganze Leben dieses ausgezeichneten Mannes ist ein Beleg der
herrlichen stoischen Lehren, die er in seinem Buche elg eavtov
barstellt. Wichtig sind unter ihm die nun beginnenden Kriege gegen
teutsche Völkervereine, wie die Markomannen, die von der Do-
nau her die römischen Gränzen ansi'elen. In dem harten Kampfe
gegen diese unterlag die Kraft des Kaisers einer Krankheit zu Vin-
dobona. Sein ganz entarteter Sohn
Antoninuscom modus (180 —192), wieder ein vollendeter
Tyrann, trat in Rom als Gladiator und Herkules auf, und ließ
sich theuer dafür bezahlen, bis er endlich ermordet wurde..
8- 52.
Zeit der Auflösung des Reiches durch Soldatenherrschast.
Mit Commodus beginnt eine höchst traurige und jammer-
volle Zeit, wo schlechte und schwache Kaiser über ein ebenso schlechtes
und versunkenes Volk regieren. So ging das unglückliche Reich
unter dem Drucke des furchtbarsten Soldatendespotismus unrettbar
seinem Untergange entgegen. Auch die bessergesinnten Regenten,
die Ordnung und Zucht Herstellen wollten, wurden durch die zügel-
losen Soldaten meist das Opfer ihrer Bemühung.
So schon Pertinax (193), nach dessen Ermordung die Prä-
torianer von den Wällen ihres befestigten Lagers herunter den Thron
der römischen Cäsaren versteigerten, den der reiche Senator Di-
dius Julianus endlich erkaufte. Gegen diesen erhoben die Legio-
nen den
Septimius Severus (193 — 211), der mit starker Hand
Ruhe und Ordnung erhielt, die Prätorianer auflös'te, aber unglück-
licher Weise eine Garde ernsetzte. Sein Sohn
Caracalla (211 — 217), ein menschliches Ungeheuer, der den
eignen Bruder, Ge La, in den Armen der Mutter tödtete, und sein
Nachfolger
Bassianus Heliogabalus (217 — 222) gehören zu den
elendesten der römischen Kaiser. Der letztere ließ sich Domina nen-
nen, bildete einen Senat von Weibern und wälzte sich in viehischen
Lüsten, bis man ihn erschlug. Sein Vetter,
Alexander Severus (222 — 235) war ein Mann von fei-
ner Bildung und tugendhafter Gesinnung, und suchte sich durch Um-
gang mit edlen Männern, wie Ulpian, Dio Cassius, und durch
Studium der bessern Vorzeit gegen den verderblichen Einfluß der
Gegenwart zu stärken.
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Extrahierte Personennamen: L._Verus Severus Caracalla Bassianus_Heliogabalus Domina Alexander_Severus Alexander
68
Unter ihm entstand 226 durch Artaxerxes, aus dem Hause
der Sassaniden, das neupersische Reich, nachdem das par-
thische untergegangen war.
Nun folgten schnell nacheinander 235 — 270
Maxim in us, wahrscheinlich ein Teutscher, von riesenmäßiger
Größe (9 Fuß messend) und Stärke;
Gordianus; Philippus Arabs, unter welchem Rom 247
seine tausendjährige Dauer feierte;
Decius, der gegen die andringenden Gothen Schlacht und
Leben verlor 251;
Gallus, Amilianus, Valerianus, der 259 in die Ge-
fangenschaft der Perser siel, während unter seinem schwachen Sohne
Gallienus die meisten Statthalter sich empörten und den
Kaisertitel annahmen (Zeit der 30 Tyrannen), bis der tapfere
Aurelianus (270 — 275) die Einheit und Ordnung des
Reiches wiedcrherstellte, besonders durch Besiegung der mächtigen
Zenobia, Königinn von Palmyra. Die edlen Kaiser
Claudius Tacitus, aus dem Hause des großen Geschicht-
schreibers, und
Aurelius Probus (276 — 282), der siegreich gegenteutsche
und Perser kämpfte, und um die Soldaten nützlich zu beschäftigen,
Städte, Landstraßen, auch Weinberge am Rhein und an der Donau
anlegen ließ, verschwinden bald, so wie auch
Carus und seine beiden Söhne, Carinus und Numerian.
Durch Talente und rastlose Thätigkeit hatte sich
Diocletianus (284 — 305) aus niedrigen Verhältnissen bis
zum Thron emporgeschwungen, wo er auch, wie nur Wenige, zu
herrschen verstand. Da er sah, daß die Kraft eines Mannes nicht
hinreiche, um ein so ausgedehntes Reich, dessen Gränzen auf allen
Seiten von barbarischen Völkern angefallen wurden, zu schützen, so
nahm er Mitregenten an; so seinen Freund Maximianus als
Augustus, und bald darauf noch den Galerius und Constan-
tius Chlorus unter dem Namen Caesares. Auch das orien-
talische Diadem und Hofceremoniel führte Diocletian ein,
das sich von nun an immer weiter verbreitete und sich mit den
Sitten und der Sprache der Europäer verband. — Diocletian
legte freiwillig die Krone nieder, und endigte, mit Landbau sich be-
schäftigend, seine Tage auf seiner Villa, bei Salona in Dalma-
tien (313).
8- 53.
Constantin der Große und sein Haus.
Constantin der Große (306 — 337) folgte seinem edlen
Vater Conftantius Chlorus 306 als Cäsar von Britannien,
Gallien, Spanien, während in den übrigen Provinzen Gale-
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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TM Hauptwörter (200): [T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel]]
Extrahierte Personennamen: Artaxerxes Decius Gallus Zenobia Claudius_Tacitus Aurelius Carus Carinus Augustus Diocletian Constantin Constantin Conftantius_Chlorus Cäsar
16
seines Volkes und Stifter des großen persischen Reiches ist Cyrus
(in der Bibel Ko res genannt). Verschieden und wundervoll ist die
Sage seiner Jugend. Aftyages, der Mederkönig, vermahlte seine
Tochter Mandane an einen persischen Großen, denachämeniden
Kambyses. Durch Träume geschreckt, als ob sein Enkel ihn einst
des Thrones berauben werde, befahl der König dem Harpagus,
seinem Hofbedienten, den neugebornen Sohn derselben zu tödten.
Doch jener erbarmte sich des Kindes und übergab es einem Hirten
zur Erziehung. Kräftig und kühn wuchs der Knabe unter seinen
Gespielen heran, und gab durch Klugheit und Muth seinem Groß-
vater bald Veranlassung, in dem Hirtenknaben seinen Enkel zu er-
kennen und zu lieben. Cyrus aber, zum Manne herangewachsen,
sah mit Jammer und Unwillen, wie schwer das medische Joch auf
seinem Vaterlande laste. Er stellte sich an die Spitze seiner Lands-
leute, schlug die Meder bei Pafargada 560 und ward Herr ihres
Reiches. Aber durch solchen Erfolg übermüthig gemacht, gedachte er
dasselbe Joch, das er von den Seinigen abgewälzt, Anderen aufzu-
zulegen. Er zog nach Kleinasi'en, wo neben vielen griechischen Colo-
nien an der Küste und mehren kleineren Staaten vor Allen das
Lydische Reich unter Crösus, dem Schwager des Astyages,
blühte. In thörichtem Vertrauen auf seine weltberühmten Reich-
thümer (daher er auch nicht begreifen konnte, daß der weise Solon
von Athen ihn nicht für den glücklichsten der Sterblichen hatte erklä-
ren wollen) und selbstgefällig einen Ausspruch des delphischen Orakels
zu seinem Vortheil deutend, zog Crösus dem Cyrus entgegen,
ward aber besiegt und in seiner Hauptstadt Sardes gefangen. Zum
Tode verurtheilt erkannte er erst auf dem Scheiterhaufen die Wahr-
heit der Worte des weisen Atheners: Niemand sei vor dem Tode
glücklich zu preisen. Doch Cyrus, des Wechsels menschlichen Glückes
eingedenk, schenkte ihm das Leben. — Auch die kleinasiatischen Grie-
chen und die Phönizier unterwarfen sich; Babylon ward durch Ab-
grabung des durchströmenden Euphrat erobert 536 und die Juden
in ihre Heimath entlassen. So hatte Cyrus ein mächtiges Reich
vom Indus bis zum Mittelmeere gegründet, und Alles besiegt, nur nicht
die eigene Leidenschaft. Darum kehrte er auch seine Waffen gegen
die nomadischen Scythen. Denn so nannten die Alten alle nörd-
lich wohnenden, ihnen wenig bekannten Völkerschaften. Aber im
Kampfe gegen die Massage ten verlor er Schlacht und Leben 529;
und ihre Königin Tomyrrs tauchte, so erzählt warnend die Sage,
des Unersättlichen Haupt in einen mit Blut gefüllten Schlauch, da-
mit er endlich sich satt trinke.
Sein Sohn Kambyses, der ihm bis 522 folgte, war ein
wahnsinniger Tyrann, der seinen eigenen Bruder Smerdis tödtete,
um auch über Baktra zu herrschen. Darum erhoben die Magier
während er in dem eroberten Ägypten wüthete, einen falschen Smer-
dis (Pseudosmerdis) auf den Thron. Cambyses starb, als er
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Muth Cyrus Crösus_dem_Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus Cambyses
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Fürsten bereits auf dem Heimzuge wären. Doch ihre ftohe Hoffnung sollte bitter getäuscht werden! Ein Jahr verging nach dem andern, und endlich glaubte kein Mensch mehr, daß Odysseus noch lebe; es schien gewiß, daß er auf der Heimfahrt entweder von den Fluten des Meeres verschlungen oder in fernern Lande von Feindes Hand erschlagen worden sei.
Daher geschah es, daß die vornehmsten Jünglinge um die Hand der Penelope warben: denn sie war schon von Gestalt und hatte viele Güter. Wer sich mit ihr vermählte, durste hoffen, an Odysseus Stelle über die Insel zu herrschen. Aber das treue Weib bewahrte tief im Herzen das Gedächtnis des edlen Gemahls und wies alle Anträge der zudringlichen Freier standhaft zurück. Darüber waren die übermütigen Jünglinge höchlich verdrossen. „So wollen wir denn," sprachen sie trotzig, „alle Tage hier in deinem Hause schwelgen, von deinen Herden und Früchten schmausen und von deinem Weine trinken, bis du einen von uns zum Gatten erwählest." Und von dem Tage ward das Haus des Odysseus nicht leer von hoffärtigen Prassern, die sein Gut verzehrten und seine Knechte und Mägde zwangen, ihnen bei den Gelagen aufzuwarten. Es war eine Schar von mehr als hundert Freiern. die so schon über drei Jahre im frechsten Übermute dahinfchwelgten.
Dies wüste Treiben mußte die arme Penelope in ihrem Hause dulden und hatte niemand, der ihr Hülse bringen konnte. Denn wenn auch Telemachos jetzt zu einem schönen-, verständigen Jüngling erwachsen war, was vermochte er allein gegen die vielent — So saß denn das schwer bedrängte Weib Tag und Nacht in ihrer Kammer und weinte. Um sich endlich Ruhe zu verschaffen, fiel sie auf eine List. „Hört," sprach sie zu den Freiern, „jetzt fange ich an, das Leichentuch für des Odysseus Vater Laertes zu weben. So dringt denn nicht eher aus meine Vermählung, als bis das Gewebe vollendet ist." Das versprachen die Freier. Aber in der Nacht, wenn niemand sie bemerkte, trennte Penelope die künstliche Arbeit des Tages wieder auf, und^so ward das Gewand in drei Jahren nicht fertig. Als aber die Freier durch eine geschwätzige Dienerin die List erfuhren, zwangen sie Penelope, das Tuch zu vollenben. Sie konnte nun die Entfcheibung nicht lange mehr hinausschieben, und mit Bangen sah sie dem schweren Tag entgegen.
Da erschien dem Telemachos die hehre Göttin Pallas Athene in der Gestalt seines Erziehers Mentor und riet ihm, sich nach Pylos und Sparta aufzumachen, um bort bei Nestor und Menelaos über das Schicksal feines Vaters Erkunbigungen einzuziehen. Telemachos folgte dem Rat und segelte in dem Schiff, das Mentor ihm ausgerüstet hatte, zunächst nach Pylos. Hier fanb er den neunzigjährigen Nestor beschäftigt, dem Pofeibon ein großes Opfer barzubringen. Der Greis empfing ihn aufs freundlichste, wußte ihm aber keine Nachricht zu geben, da er selbst als einer der ersten die Küste von Troja verlassen hatte. Dann wandte sich Telemachos nach Sparta, wo Menelaos eben die Vermählung seiner Tochter mit Neopto-lemos, dem Sohn des Achilleus feierte. Als Helena den Jüngling
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gefürchtet, so glückliche Tage verlebt hatte. Während er in Nachdenken versunken dasaß, kam noch ein Bettler, namens Iros, in den Saal, der schon seit längerer Zeit gewohnt, hier täglich mit dem besten Erfolg einzusprechen. Er ward unwillig, einen andern Bettler an seinem Platze zu sehen, stieß den Odysseus zurück und drohete ihm mit Faustschlägen. „Laßt die Bettler kämpfen," riefen die Freier, „das wird ein ergötzliches Schauspiel sein!" — „Dem Sieger einen fettgebratenen Ge'ißmagen!" riefen wieder einige. Iros jedoch, so sehr ihn nach der fetten Wurst gelüstete, hätte gern auf den Zweikampf verzichtet, wenn die Freier ihn nicht durch Drohungen gezwungen hätte. So erhoben beide ihre Arme zum Angriff. Zuerst schlug Iros auf den Gegner los und traf ihn auf die rechte Schulter. Aber sogleich erhielt er von Odysseus einen so kräftigen Faustschlag an die Kinnlade, daß ihm ein dunkler Blutstrom aus dem Munde schoß und er mit jämmerlichem Geschrei zu Boden stürzte. Odysseus schleifte ihn in den Hof hinaus und setzte ihn dort in eine Ecke.
Die Freier setzten ihr Gelage bis zum späten Abend fort. Obgleich Odysseus den Faustkampf so rühmlich bestanden, so konnten sich doch die übermütigen des Spottes gegen ihn nicht enthalten. Namentlich Antinoos und Eurymachos, die vornehmsten unter ihnen, verübten gegen ihn den rohesten Mutwillen. Endlich ermahnte Telemachos die Schwelger zum Aufbruch, da die Stunde der Nachtruhe gekommen, und ein jeglicher ging in seine Wohnung. — Als die Freier fort waren, trugen Odysseus und Telemachos alle Waffen, die an den Wänden des Saales hingen, hinweg in ein anderes Gemach. Dann begab sich der Jüngling zur Ruhe; Odysseus aber erwartete seine Gattin Penelope, was sie ihm durch den treuen Eumäos hatte ankündigen lassen.
Schön wie die holde Göttin Aphrodite trat sie in den Saal. Tiefbewegt stand der vielgeprüfte Held der geliebten Gemahlin nach der langjährigen Trennung gegenüber, aber er durfte sich ihr dennoch nicht entdecken, wenn er nicht alles aufs Spiel setzen wollte. Er suchte sie durch eine erdichtete Erzählung zu trösten, die er mit dem feierlichen Eidschwur schloß, daß der Entsernte in kurzer Frist heim-gelangen und an den Freiern Rache nehmen werde.
13. Als die rosensingrige Morgenröte den neuen Tag heraufführte , füllten sich die weiten Hallen der Königsburg wieder mit
den ungebetenen Gästen. Aufs neue begann der Schmaus. Odysseus,
den Telemachos an einen besonderen Tisch gesetzt hatte, war neuen Mißhandlungen durch die übermütigen Freier ausgesetzt. — Am Nachmittage trat Penelope, von ihren Dienerinnen begleitet, in den Saal. Sogleich ward es still in der lärmenden Schar, und die
Fürstin sprach: „Höret mich an, ihr Freier, und vernehmet das
Probestück, das der bestehen muß, welcher mich als Gattin erlangen soll. Hier ist der Bogen des Odysseus. Ihm war es ein Leichtes, mit demselben einen Pfeil durch die Locher von zwölf hinter einander aufgestellten Äxten zu schießen. Wer von euch das Gleiche leistet, dem werde ich als Gemahlin folgen in sein Haus,
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